Gewalt an Schulen ernst nehmen – Lehrkräfte vor Gewalt wirksam schützen

Der Landesparteitag hat beschlossen:

Gewalt gegen Lehrkräfte ist deutschlandweit ein zunehmendes Problem. So ergab eine Studie im Auftrag des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) im Jahr 2020, dass es an knapp zwei Dritteln aller befragten Schulen in den vergangenen fünf Jahren zu Beschimpfungen, Bedrohungen, Beleidigungen, Mobbing oder Belästigungen kam. An mehr als einem Drittel der Schulen kam es zudem zu Fällen von körperlicher Gewalt gegen Lehrerinnen und Lehrer. Beide Werte stellen deutliche Zunahmen im Vergleich zur vorangegangenen Studie aus dem Jahr 2018 dar.

Auch in Niedersachsen ist Gewalt gegen Lehrerinnen und Lehrer ein ernstzunehmendes Problem. So sind laut Daten des Landeskriminalamtes Niedersachsen allein im Jahr 2019 insgesamt 362 Lehrkräfte in 306 Fällen Opfer von Gewalt geworden. Dies entspricht mehr als einer Verdopplung im Vergleich zu 158 Opfern im Jahr 2015.

Die Corona-Pandemie führte zu zusätzlichen Belastungen sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für Lehrkräfte. Viele Probleme und Belastungen, die während der Pandemie entstanden sind, wurden und werden daher in die Schulen getragen. So gab es trotz monatelanger Schulschließungen im Jahr 2020 insgesamt 245 Fälle von Gewalt gegenüber Lehrkräften – im Vergleich zu 306 im Vor-Corona-Jahr. Hier gilt es, der Gewalt entgegenzusteuern. Denn die gegenüber dem LKA gemeldeten Fälle – sowohl vor als auch nach den Schulschließungen – stellen nur den bekannten Teil des Problems dar und lassen ein größeres Dunkelfeld vermuten.

Trotz der genannten Entwicklungen gibt es noch immer keine Meldepflicht für die Schulen gegenüber dem Land in Bezug auf Gewalt gegen Lehrkräfte. Somit findet auch keine zentrale statistische Erfassung dieser Vorfälle im Niedersächsischen Kultusministerium statt. Eine solche ist aber die Grundlage dafür, dass das Land Niedersachsen als Dienstherr seiner Verpflichtung zum Schutz der Lehrerinnen und Lehrer vor Gewalt nachkommen kann.

Zur Bekämpfung der ansteigenden Gewalt ist es darüber hinaus notwendig, das Angebot an Schulpsychologen und Schulsozialarbeit auszuweiten. Hier gilt es, Stellenkürzungen und dem Abbau der finanziellen Unterstützung zuvorzukommen. Denn die Bewältigung von Corona-Folgen wird in der Zukunft die Gewalt-Problematik sehr wahrscheinlich noch verstärken und den Bedarf an Unterstützungsmaßnahmen für Schülerinnen und Schüler aber auch für Lehrkräfte vergrößern.

Die FDP Niedersachsen fordert:

  1. Eine Meldepflicht der Schulen gegenüber dem Niedersächsischen Kultusministerium für Vorfälle von Gewalt gegen Lehrkräfte einzuführen und damit einhergehend eine statistische Erfassung und Auswertung zu verankern;
  2. Professionelle und rechtssichere Beratung für betroffene Lehrkräfte in den bestehenden Systemen von Kinder- und Jugendhilfe bzw. Schulsozialarbeit zu schaffen;
  3. Systeme von Schulpsychologie und Schulsozialarbeit auszubauen, um bedarfsgerecht und rechtzeitig Präventionsangebote machen zu können;
  4. Entwicklung von Strukturen zur Prävention und Intervention auch zur Bekämpfung von Gewalt in digitalen und sozialen Medien.