Imke Haake: Individuelle Chancen fördern statt Gleichmacherei

Zur geplanten Novelle des Niedersächsischen Schulgesetzes äußert sich die kultuspolitische Sprecherin und Generalsekretärin der FDP Niedersachsen, Imke Haake:

„Die aktuell geplanten Änderungen greifen die zentralen Herausforderungen des Bildungssystems nicht konsequent auf. Kultusministerin Julia Willie Hamburg setzt mit den vorgesehen Änderungen die falschen Schwerpunkte: Statt moderne Lehrerausbildung, digitale Schulentwicklung und echte Förderung individueller Talente in den Mittelpunkt zu stellen, droht die Reform in Symbolpolitik und Gleichmacherei zu verfallen. Verpflichtende Klassenräte in Grundschulen sowie gemeinsames Unterrichten lenken von den eigentlichen Problemen ab.

Die geplante Reform lässt entscheidende Impulse für die Lehrkräfte von morgen vermissen. Die zeitgemäße Lehrerausbildung und eine ausreichende personelle Versorgung bleiben auf der Strecke.

Die Einführung verpflichtender Klassenräte bereits in Grundschulen mag gut gemeint sein, sie ersetzt aber keine echte Beteiligungskultur. Stattdessen sind Mündigkeit, Eigenverantwortung und Vielfalt Antworten auf Bevormundung und Einheitslösungen in der Bildungspolitik. Wer Schulen wirklich stärken möchte, gibt ihnen Freiräume – keine neuen Pflichten. Schulen brauchen Gestaltungsspielräume, um lokale Stärken zu entfalten, anstatt in bürokratischen Vorgaben zu ersticken.

Die Möglichkeit zum Distanzunterricht, insbesondere bei witterungsbedingtem Ausfall, ist grundsätzlich richtig. Doch es braucht klare Qualitätsstandards und pädagogische Konzepte, die Chancengerechtigkeit sichern. Nicht jeder Haushalt verfügt über dieselben technischen Voraussetzungen – deshalb muss digitale Bildung sozial flankiert werden. Digitalisierung darf nicht dazu führen, dass der individuelle Bildungserfolg vom Einkommen der Elternhäuser abhängt.

Statt auf das Leistungsprinzip und individuelle Förderung zu setzen, drohen mit dem neuen Schulgesetz erneute Einebnungen von Unterschieden. Das Ziel muss jedoch sein, jedes Kind gemäß seiner Stärken bestmöglich zu fördern.

Es braucht eine Schulpolitik, die auf Vertrauen, Eigenverantwortung und Innovation setzt. Dies beinhaltet eine Modernisierung der Lehrerausbildung hinzu mehr Digitalisierung, Praxisorientierung und Lebensnähe.

Chancengerechtigkeit in Niedersachsen kann nur durch gezielte individuelle Förderung und digitale Sicherheit gesichert sowiev durch das Leistungsprinzip bewahrt werden – denn Bildung braucht Ansporn und Motivation, nicht Gleichmacherei.

Niedersachsen braucht keine Symbolreformen, sondern eine mutige Bildungspolitik, die sowohl Kinder, Lehrkräfte, als auch Schulen wirklich stärkt – damit unsere Schulen Orte der Zukunft werden, nicht der Verwaltung.“