Imke Haake: Pauschale Verbote sind realitätsfremd
Imke Haake, Generalsekretärin und kultuspolitische Sprecherin der FDP Niedersachsen sowie der Vorsitzende des Landesfachausschusses Kultus Matthias Seestern-Pauly, erklären zu den aktuellen Debatten rund um ein mögliches Handyverbot an Schulen sowie mehr Schutz im digitalen Raum für Kinder und Jugendliche:

„Die Diskussion über ein Handyverbot an Schulen und der verantwortungsvolle Umgang mit Social Media müssen gemeinsam gedacht werden – denn für Kinder und Jugendliche ist die Trennung zwischen analoger und digitaler Welt längst aufgehoben. Wir stehen vor der Aufgabe, beide Lebensrealitäten sinnvoll miteinander zu verknüpfen und pädagogisch zukunftsfest zu gestalten.
An Grundschulen befürworten wir ein landesweit einheitliches Smartphone-Verbot. Hier brauchen Schulleitungen zügig einen klaren und rechtssicheren Rahmen. Für weiterführende Schulen hingegen plädieren wir für ein gestuftes Vorgehen, das pädagogische und altersgerechte Differenzierung ermöglicht. Ein pauschales Handyverbot greift hier zu kurz. Denn: Der problematische Einfluss von Social Media lässt sich nicht einfach durch ein Verbot aus der Schule verbannen. Vielmehr brauchen wir klare Altersgrenzen, verlässliche Schutzmechanismen und vor allem eine wirksame Begleitung der Jugendlichen im Umgang mit digitalen Plattformen.
Gleichzeitig sind Schulen der Ort, an dem wir junge Menschen am besten erreichen – auch, um sie für die digitale Welt zu stärken. Studien zeigen, dass viele Jugendliche digitale Medien bereits zum Lernen nutzen, etwa über YouTube oder Nachrichten-Apps. Wer den Umgang mit digitalen Medien bloß aus dem Klassenzimmer verbannt, verlagert das Problem nur nach draußen – statt echte digitale Teilhabe und einen kritischen, verantwortungsvollen Umgang zu fördern, der der Lebensrealität junger Menschen gerecht wird.
Der Antrag der Landesregierung „Instagram, TikTok und Co.“ bleibt aus Sicht der Freien Demokraten zu vage und ambitionslos. Konkrete Maßnahmen fehlen. Es reicht nicht, auf den Bund oder die EU zu verweisen – das Land Niedersachsen muss selbst Verantwortung übernehmen und Schulen gezielt stärken: durch verbindliche Inhalte zur Medienbildung in der Lehramtsausbildung, durch fest verankerte medienpädagogische Konzepte im Schulalltag und durch gezielte Investitionen in Schulsozialarbeit und IT-Kompetenz.
Ein wirksamer Jugendmedienschutz braucht mehr als gute Absichten – er braucht klare Regeln, pädagogische Begleitung und digitale Aufklärung. Schulen müssen junge Menschen nicht nur schützen, sondern auch befähigen, sich kritisch, sicher und selbstbestimmt in der digitalen Welt zu bewegen.
Positiv ist, dass die Landesregierung eine EU-Initiative unterstützt, die auf eine Entflechtung von TikTok und der chinesischen Muttergesellschaft Bytedance abzielt. Das ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr digitaler Souveränität.“