Konstantin Kuhle: Keine überzogenen Eingriffe in die Fankultur

Zu den bei der bevorstehenden Innenministerkonferenz vom 3. bis 5. Dezember in Bremen zur Diskussion stehenden Maßnahmen zur Sicherheit bei Fußballspielen, insbesondere zur Einführung personalisierter Eintrittskarten und der möglichen KI-gestützten Gesichtserkennung beim Stadionzugang, erklärt der Landesvorsitzende der FDP Niedersachsen, Konstantin Kuhle:

„Die geplanten Vorgaben gehen zu weit und gefährden die lebendige, vielfältige und über Jahrzehnte gewachsene Fankultur in Deutschland. Insbesondere organisierte Fans und Fanclubs sind von solchen Einschränkungen massiv betroffen: Das gemeinsame Reisen, das Organisieren in Gruppen und spontane Besuche bei Auswärtsspielen – all das würde mit personalisierten Karten erheblich erschwert. Die deutsche Fankultur ist in Europa einzigartig. Sie steht für Leidenschaft, Kreativität und gesellschaftliche Verantwortung. Viele Fangruppen leisten einen wertvollen Beitrag zu sozialem Miteinander und Antidiskriminierungsarbeit, etwa im Kampf gegen Antisemitismus, sowie zu ehrenamtlichem Engagement. Diese Errungenschaften dürfen nicht durch pauschale Maßnahmen und Kollektivbeschränkungen ausgehöhlt werden.

Gewalt und Ausschreitungen in und um Stadien oder auf den Reisewegen sind inakzeptabel. Dort erwarten wir konsequentes staatliches Handeln und eine klare Linie gegen jene, die Regeln brechen und andere gefährden – ohne Wenn und Aber. Wir dürfen jedoch nicht zulassen, dass die große Mehrheit friedlicher Fans unter Generalverdacht gestellt wird und ihre Rechte eingeschränkt werden – gerade wenn die bisherigen Maßnahmen greifen und Zahlen zeigen, dass Verletzten- und Gewaltraten im Stadionumfeld und auf den Reisewegen rückläufig sind. Es wäre besser, den etablierten Zehn-Punkte-Plan für mehr Sicherheit im Fußball endlich konsequent umzusetzen. Dazu gehört die auskömmliche Finanzierung der sozialpädagogischen Fanprojekte. Hier kann Niedersachsen deutlich mehr tun. Außerdem sollte der Fan-Dialog durch die Innenministerin fortgesetzt werden. Miteinander zu sprechen ist sinnvoller, als übereinander zu sprechen.

Sicherheit und Fankultur dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Wir brauchen intelligente Konzepte, die Sicherheit und Freiheit in Einklang bringen, nicht Konzepte, die Fans zu Objekten von Kontrollmaßnahmen machen.“